Vorstellungsgespräch - Wie geht es richtig?


In welchem Stil man eine Bewerbung verfasst, ist immer abhängig vom Unternehmen, bei dem man sich bewirbt. Ist es international tätig? In welchen Märkten? Wo und in welcher Sprache muss ich mich bewerben? Wie soll mein Lebenslauf aufgebaut sein? Viele Fragen stehen in Bezug auf eine Bewerbung offen und müssen nach und nach beantwortet werden. Ist die erste Hürde genommen und der Bewerber hat das Interesse des Unternehmens an sich geweckt, heißt es mit den Vorbereitungen für das Vorstellungsgespräch zu beginnen.

Aus schlechten Erfahrungen lernen wir

Es ist jetzt drei Jahre her, dass ich mich auf ein sehr unangenehmes Bewerbungsgespräch vorbereiten musste. Meine Bewerbung – damals initiativ in der Versicherungsbranche auf mein Duales Studium im Bereich Medien- und Kommunikationswirtschaft – wurde mit allen anderen Bewerbungen auf das hauseigene Studium auf einen Haufen geworfen. Ich wurde also zuerst zu einem Assessment Center mit circa 400 anderen jungen Erwachsenen eingeladen und anschließend zu einem Vorstellungsgespräch, das einem weiteren Assessment Center in kleineren Gruppen ähnelte.

Als ich nach circa 90 Minuten Bearbeitung diverser Fragestellungen zum Einzelgespräch gebeten wurde stieg die Nervosität in mir schlagartig an. Ich begrüßte die anwesenden Personaler und stellte mich dem Verhör. Das Vorstellungsgespräch folgte dem typischen Aufbau. Wir begannen mit etwas Smalltalk – „Ach? Sie stammen aus dem Saarland? Da hatten Sie ja eine weite Anreise.“ Es folgte meine Selbstpräsentation eingeleitet mit der Aufforderung „Erzählen Sie mal bitte etwas über sich.“ Und eine kurze Unternehmenspräsentation bei der ich aufmerksam zuhörte und etwas geknickt feststellen musste, dass das Unternehmen wohl nicht mal meine Bewerbung gelesen hatte. Meinen Studiengang boten sie nämlich überhaupt nicht an.

 Im Anschluss wurden mir einige Stressfragen gestellt von denen ich eigentlich alle vergessen habe - alle bis auf eine. „Wenn Sie drei Dinge an sich ändern könnten, was wäre das?“ Diese Frage erwischte mich eiskalt. Meine Nervosität stieg auf ein nicht mehr messbares Level an und ich begann vor mich hinzustammeln. Was genau ich damals gestammelt habe kann ich heute nicht mehr sagen. Es war wohl nicht allzu viel Sinnvolles dabei.

Damit ihr nicht ähnlich unvorbereitet in ein Vorstellungsgespräch rein geht, habe ich ein wenig recherchiert und ein paar Tipps für euch gesammelt.

Im Grundgerüst läuft jedes Bewerbungsgespräch gleich ab – im Vorhinein informiert ihr euch ordentlich, schreibt euch einige Fragen raus und macht euch fertig. 

Zieht euch zur entsprechenden Branche und zum Unternehmen passend an, aber verkleidet euch nicht. Bereits auf dem Hinweg zum Gespräch, solltet ihr euch professionell benehmen. Die Wände haben Ohren oder vielleicht sitzt auch nur der Mann der Personalerin in der U-Bahn hinter euch, während ihr eurer besten Freundin gerade erzählt wie schlecht ihr vorbereitet seid und dass ihr wirklich keine Lust auf dieses Vorstellungsgespräch habt. 

Es folgt die Begrüßung mit anschließendem Smalltalk. Bereits hier könnt ihr in erste Fettnäpfchen treten, die einen negativen Eindruck hinterlassen. 

Solltet ihr nicht am Empfang abgeholt werden, klopft ihr an die Tür an und wartet selbstverständlich bis man euch herein bittet. Beim Hereintreten ist zu beachten, dass euer Gegenüber euch zuerst die Hand zu reichen hat, also bloß nicht mit bereits ausgestreckter Hand auf den Mitarbeiter losstürmen. Sollten mehrere Mitarbeiter dem Gespräch beiwohnen, stellen diese sich normal nach Ranghöhe im Unternehmen vor. Merkt euch um jeden Preis die Namen. Wollt ihr besonders aufgeschlossen wirken, wiederholt den Namen eures Gegenübers bei der Begrüßung.

Im Anschluss werdet ihr normal darum gebeten – ähnlich wie ich in Berlin – euch kurz vorzustellen. Beginnt mit eurem Namen, Wohnort oder Geburtsort und eurem Alter. Geht danach geschickt vor. Stellt eure aktuelle berufliche Position vor und erklärt, was ihr dort alles machen müsst und bereits beherrscht. Zeichnet euch noch eine Eigenschaft in besonderer Form aus, die sich aber nicht in eurem Beruf, sondern in eurem Hobby wiederspiegelt, könnt ihr auch euer Hobby erwähnen. Auch wo ihr beruflich hinwollt oder was ihr erreichen wollt, solltet ihr nicht unerwähnt lassen. Wobei natürlich nicht zu empfehlen wäre, im Vorstellungsgespräch für ein unbefristetes Anstellungsverhältnis anzugeben, dass man nur etwas Berufserfahrung sammeln möchte, um sich anschließend selbstständig zu machen.

Während der Unternehmenspräsentation solltet ihr aufmerksam zu hören. Überlegt nicht was jetzt wohl noch alles kommt oder was ihr fragen könntet, sondern hört einfach nur genau hin, damit man euch nachher nicht alles doppelt erzählen muss, denn das ist wirklich sehr ärgerlich und zeigt, dass eure Konzentrationsfähigkeit in Stresssituationen signifikant nachlässt.

Stressig wird es auch während der Stressfragen, die danach auf euch warten. Bereitet euch auf Fragen nach euren Stärken und Schwächen vor, solltet ihr die Wahl haben, dann beginnt bei der Beantwortung mit euren Schwächen. Bleibt ehrlich und stellt bloß keine eigentlichen Stärken als Schwächen dar. Bei den Stärken könnt ihr punkten, wenn ihr Softskills aus dem Anforderungsprofil nennt und diese mit bereits vorhandenen Erfahrungen auch untermauern könnt. Ebenfalls solltet ihr auf eventuelle Lücken im Lebenslauf reagieren können oder auf Nachfragen bzgl. eures ehemaligen Arbeitgebers. In manchen Unternehmen hat sich auch eingebürgert fachfremde Fragen zu stellen, wie z.B. „Wozu ist eigentlich das Filz auf einem Tennisball?“ oder „Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann wohl?“ Auf solche Fragen, besonders auf die zweite, gibt es keine falsche Antwort, wobei ihr die Aussage „Faultier“ wohl sehr gut begründen können solltet.

Habt ihr die Stressfragen erfolgreich hinter euch gebracht, dann folgt normalerweise Organisatorisches. Fragen wie was folgt auf das Vorstellungsgespräch oder wann Arbeitsbeginn wäre, werden jetzt geklärt.


Danach folgt die Frage aller Fragen „Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein? Haben Sie noch Fragen?“ Wer hier mit „Nein“ antwortet verspielt nicht nur die Chance weitere Details über das Unternehmen und seine zukünftige Arbeitsstelle zu erfahren, sondern wirkt auch nicht sehr interessiert. 

Am besten habt ihr einen Notizblock dabei, auf dem ihr bereits ein paar Fragen notiert habt. Es ist kein Problem, diesen auszupacken, die Fragen in Ruhe durchzugehen, bereits beantwortete zu streichen und die übrig gebliebenen zu stellen. 

Beliebte Fragen hierbei sind „Aus wie vielen Personen wird sich mein Team zusammensetzen?“, „An wen habe ich zu berichten?“ (so erfahrt ihr auch sofort den Namen eures direkten Vorgesetzten und könnt euren ersten Arbeitstag etwas entspannter und ohne die Angst beginnen, den Namen eures Chefs zu vergessen) oder „Wo liegen die speziellen Herausforderungen in der Position?“. Doch Vorsicht! Bevor ihr eine Frage stellt, die bereits zuvor beantwortet wurde, beißt euch lieber auf die Zunge.

Auch bei der Verabschiedung reagiert ihr auf die Aktion eures Gegenübers. Flüchtet nicht aus dem Büro, sondern bleibt auch weiterhin professionell.

Noch zur kurzen Orientierung: ein durchschnittliches Vorstellunggespräch dauert circa 45 Minuten. Plant euch genug Zeit zur Anreise, aber auch bis zur Abreise ein. Stellt euch vor, euer Vorstellungsgespräch läuft super und der Personaler möchte euch direkt euren zukünftigen Arbeitsplatz zeigen, aber ihr müsst dieses Vorhaben unterbrechen, weil ihr sonst euren Zug oder gar euren Flug verpasst. Das wäre nun wirklich sehr ärgerlich.

Viel Erfolg!

Wollt ihr noch mehr zum Thema Bewerbung oder Vorstellungsgespräch erfahren, hinterlasst mir einen Kommentar.