Studium – Was dann?



Es ist das erste Mal in meinem Leben die Zeit gekommen, in der ich mich fragen muss Abi - Was dann? Ähm Moment, so passt das nicht. Mein Abi liegt nun fast drei Jahre zurück und folgerichtig muss ich mich nun fragen Studium –Was dann?

Quelle: http://bit.ly/2jHnFXU


Ja, in guten neun Monaten werde ich mit ein bisschen Glück meinen Bachelor of Arts abgeschlossen haben und mein Zeugnis in Händen halten. 

Nervosität? – Kein bisschen! 

Okay, vielleicht doch ab und zu ein kleiner Anflug. Denn bis es soweit ist, muss ich noch vieles tun. Es gilt Bewerbungen zu schreiben, die letzten Prüfungen zu bestehen, die Bachelorarbeit zu schreiben und dann folgt im Oktober das Grauen – die mündliche Bachelor-Prüfung.

Ja, an der DHBW müssen wir keine Bachelorverteidigung durchführen, sondern wir werden auf unsere Praxisphasen geprüft. Grundlage dazu sind alle Vorlesungen vom ersten Semester an beginnend.

Wo liegt der Unterschied zwischen einer Bachelorverteidigung und unserer mündlichen Prüfung?

In der Bachelorverteidigung hält der Prüfling eine zusammenfassende Präsentation über seine Bachelorarbeit. Anschließend wird über die Arbeit diskutiert. Der Prüfling ist dabei Spezialist auf seinem Fachgebiet. Natürlich muss er auch wissen, welche Lerninhalte er für seine Arbeit genutzt hat, hätte nutzen können oder bewusst nicht genutzt hat. Er sollte also auch ein fundiertes Wissen über sein bisheriges Studium vorweisen können. Allerdings kann sich der Prüfling auf die Bachelorverteidigung vorbereiten. Und nur ein relativ geringer Anteil des Gesamtstudiums steht überhaupt zur Abfrage im Raum.

In der mündlichen Prüfung der Praxismodule sieht das etwas anders an. 
Die DHBW lobt ihren hohen Anteil praktischer Arbeiten auch während der Theoriesemester bis in den Himmel. Ganz so bestätigen können das die meisten Studenten nicht. 
Dennoch gilt es, dass im Optimalfall alle theoretisch erlernten Inhalte in der Praxis angewandt werden sollen. Ein reichlich unrealistisches Ziel, wenn man bedenkt in welchen Unternehmen meine Kommilitonen und ich arbeiten. Von Agenturen, über GmbHs und AGs ist alles dabei. Da ist bei dem gewählten Schwerpunkt Unternehmenskommunikation und Journalismus nicht viel Platz für Kosten- und Leistungsrechnung oder gar Mikroökonomik und Makroökonomik. Warum sollte es auch, hätte ich mich mit solchen Studieninhalten längerfristig beschäftigen wollen, hätte ich reine BWL studiert. Doch den größtmöglichen Nutzen bringe ich meinem Unternehmen nun mal in der Kommunikationsabteilung und so beschränkt sich auch meine Tätigkeit während der drei Praxismodule beinahe komplett auf diese Abteilung.

Was möchte man mich also in der mündlichen Prüfung fragen?

Ehrlich gestanden, habe ich keine genaue Vorstellung. Zum Ende eines jeden Praxismoduls mussten wir einen Reflexionsbogen ausfüllen mit detaillierten Informationen welche Studieninhalte tatsächlich zu gebrauchen waren. Im Endeffekt standen beinahe überall sehr ähnliche Inhalte. Ob sich die Prüfer daran orientieren werden, bezweifle ich, denn teilweise wurden ehemalige Studenten der DHBW über Studieninhalte ausgefragt, denen sie in der Praxis nie zugeteilt worden sind. 

Warum das passieren kann? 

Naja, der Prüfungskommission gehört unter anderem auch ein Vertreter der Praxis an. Dieser Vertreter stammt allerdings nicht aus dem Unternehmen der Prüflinge, sondern wird von der Prüfungskommission ausgewählt und berufen. Zusammenfassend bedeutet dies also, dass wir genau die Themen gefragt werden, die unseren Prüfern am besten liegen und worauf sie Lust haben. Ob die Antworten die wir mithilfe unseres Skriptes oder einer vorherigen Literaturrecherche geben können genügen, entscheidet der Prüfungsausschuss.

Für mich klingt das auch nach fast drei Jahren Gewöhnung immer noch nach einem unrealistisch hohen Risiko, dafür dass ich in dieses Studium so viel Zeit und Energie gesteckt habe.

Und zu dem bleibt die Frage was passiert wenn der Prüfling durchfällt? Zunächst darf er innerhalb von maximal 12 Wochen die Prüfung wiederholen. Klingt das nicht tröstlich? Nein? Sehe ich auch so. 
Vor allem, da der Absolventenball immer sehr knapp an die mündlichen Prüfungen anschließt.

Doch unabhängig vom erfolgreichen Bestehen des Studiums gilt es in diesem Semester eine Entscheidung zu treffen: Bleibe ich in meinem Unternehmen? Schreibe ich Bewerbungen? Hänge ich direkt einen Master an meinen Bachelor oder möchte ich zuerst nochmal für längere Zeit ins Ausland? Entscheidungen über Entscheidungen und eigentlich hat der Duale Student im letzten Jahr gar keine Zeit um sich damit zu beschäftigen. Naja ok, ich gebe zu, das war übertrieben, aber zumindest mir geht es so, dass wenn ich etwas Zeit habe, wie am Wochenende, ich den Kopf voller anderer unbedeutender Dinge habe, so dass ich mir wirklich keine ernsthaften Gedanken über die Zukunft machen will.
Und so bleibt die Frage bestehend: Studium – Was dann?