Der Anschlag auf Brüssel - Ein Tag voller Nachrichten



Der heutige Tag stellt erneut Europa auf die Probe. Doch neben all dem Schmerz, den die Anschläge in Brüssel bei uns hinterlassen, sollten wir immer darauf achten nicht genauso zu werden, wie die Menschen, die solche Taten begehen. 

Brüssel, eine eigentlich sehenswerte Stadt.

8.45Uhr
Ich stehe in der U-Bahn und scrolle durch meine Facebook Timeline, als mich eine Eilmeldung des Spiegels anspringt. „Eil: Explosionen am Flughafen Brüssel: Rauch steigt auf, Menschen flüchten aus Gebäude. Es soll Tote und Verletzte geben.“ Sofort klicke ich auf den eingeblendeten Link. 

Und dann? Nichts… Zwischen Lehel und Odeonsplatz bricht mein Netz weg. Ich warte einen kurzen Moment, immer noch nichts. 

Im oberen Viertel meines Smartphone-Bildschirms ploppt eine Nachricht auf. „Guten Morgen“, wünscht eine Freundin.

Das Leben geht weiter. Ich antworte. Dann steige ich aus der U-Bahn aus. Immer noch im Unwissen darüber, was in Brüssel passiert ist.
 
Erst im Büro stoße ich wieder auf das Thema. Kein Wunder, brummt und summt Social Media doch nur so vor sich hin. Der Hashtag #Brüssel liegt auf Platz 1 des deutschen Twitter-Rankings. 

Ich folge einem Link zu einem Handelsblatt Artikel. Darin ist die Rede von 13 Toten und 35 Verletzten. Aus der Explosion am Flughafen wurden auch schon zwei Explosionen, eine in einer U-Bahn-Station, die zweite in einem Terminal des Brüsseler Flughafens, vorher sollen Schüsse gefallen sein, berichten Augenzeugen.

So vergeht der Morgen sehr schnell. Bereits vor der Mittagspause lese ich auf Spiegel Online von 21 Toten und vielen weiteren Verletzten. Belgien hat die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen und empfiehlt seinen Bürgern Zuhause zu bleiben.

Die Karikatur findet ihr unter: http://bit.ly/1LG5D1y
Dann mache ich den Fehler und gehe auf Facebook. 
Was ich hier vorfinde treibt mich zur Weißglut. Hasskommentare der untersten Schublade. 
Unter einer Karikatur von „ruthe.de“ finde ich immer wieder Sätze wie „Auch Satire darf nicht alles!“ oder „Geschmacklos und makaber“. Der Künstler selbst antwortet auf solche Kommentare dezent sarkastisch, aber ohne seine Kritiker direkt anzugreifen.

12.19Uhr 

Um 12.19Uhr twittert der Brüssel-Korrespondent von Spiegel dann die Flaggen vor der EU-Zentrale. Alle sind auf Halbmast. 

Und plötzlich trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Bislang hatte ich noch gar nicht begriffen, dass der Anschlag in unmittelbarer Nähe zu Deutschland und vor allem zum Herzen der Europäischen Union stattgefunden hat.
Dieser Terrorakt war kein Angriff auf Belgien, Brüssel oder Touristen, sondern er zielte auf die Europäische Union. Auf unsere Politik und unseren Willen Menschen in Not zu helfen. 

An dieser Stelle möchte ich einwerfen, dass auch ich nicht immer zu 100% hinter der EU-Politik stehe, doch diese im Großen und Ganzen trotzdem unterstütze.

12.30Uhr
Der Eifeturm erstrahlt in den Nationalfarben Belgiens.
Quelle: http://bit.ly/21EOcjC
Gegen 12.30Uhr folgen dann rührende Worte der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Der Eifelturm wird am Abend in die belgischen Nationalfarben getaucht als Symbol der Solidarität. Eine Solidarität zwischen Opfern. Wortwörtlich sagt Hidalgo „Europa ist heute in seinem Herzen zum Ziel genommen worden.“

Bei einem weiteren Blick ins Netz, wird mir klar, dass die Hass-Kommentare nicht abreißen werden. Gefühlt folgen auf jede Solidaritäts-Bekundung fünf Kommentare der untersten Kategorie. Ohne Informationen zu haben, wird gegen Flüchtlinge, den Islam und auch unsere Kanzlerin Angela Merkel gehetzt und gewettert. Es ist peinlich.

Ungefähr genauso verächtlich finde ich aber auch die Kommentare a là „und an Istanbul denkt niemand.“ Natürlich denken die meisten wohl auch an Istanbul, aber es ist ganz natürlich, dass uns Brüssel näher liegt. 
Auch ich selbst fühle eher mit Brüssel. 
Ja, Brüssel trifft mich. Brüssel trifft mich als EU-Bürger, als „Gutmensch“, als Deutscher. 
Istanbul trifft mich vor allem als Mensch.

14.34Uhr
Es ist 14.34Uhr im Newsblog von Spiegel Online taucht die Meldung „Laut dem Betreiber des Atomkraftwerks Tihange verlassen alle Mitarbeiter, die nicht unbedingt für den Betrieb der Anlage gebraucht werden, die Kraftwerke.“ 

Dahinter steht wohl die Angst vor einem weiteren, noch größeren Anschlag auf Belgien. Das gibt auch der belgische Außenminister Didier Reynders vor den Kameras des Fernsehsenders RTBF zu.

15.00 Uhr
Zur vollen Stunde folgt die Meldung, dass ab 16.00 Uhr wieder die Bahnhöfe in Brüssel geöffnet werden sollen. 

Eine halbe Stunde später verordnet die belgische Regierung eine dreitägige Staatstrauer und auch Deutschland trauert mit. Mittwoch, der 23.03.2016 soll bundesweit nur Trauerbeflaggung herrschen. 

Auch Deutschland bekundet in der Nacht seine Solidarität mit Brüssel, mit den Opfern, mit Europa!
Quelle: http://bit.ly/21EOcjC
Am gleichen Tag bleibt auch der Brüsseler Flughafen noch geschlossen.

17.00Uhr
Um 17.00Uhr geht die Nachricht ein, dass der „Islamische Staat“ sich zu den Anschlägen bekennt. Zur gleichen Zeit schießt der Hashtag #StopIslam im Twitter-Ranking nach oben und überholt sogar #Brüssel und wieder folgen widerliche Posts. 

Doch es gibt auch Hoffnung. Viele User schließen sich zusammen und weisen rechte Kommentatoren zurecht. 

Ja, der Islamische Staat hat sich zu den Anschlägen bekannt. 
Ja, diese Anschläge sind eine Folge aus der Ideologie, die der Islamische Staat verbreitet. 
Ja, diese Ideologie besteht zu großen Teilen aus Hass. 
Hass auf die „Anderen“. 
Die, die anders leben, sich anders verhalten und an etwas anderes Glauben.

Ich wurde gelehrt, dass weder Gewalt noch Hass Lösungen darstellen. 

Vor allem sollten wir nicht den gesamten Islam mit dem „Islamischen Staat“ gleichstellen. 

Wenn wir dies tun, sind wir dann noch wirklich anders als diese Extremisten? Sind wir dann noch besser?